Die Anfangsphase dieses Testländerspiels vor 7000 Zuschauern in Innsbruck verlief hektisch und kurios. Nach nicht einmal sechs Minuten hatten die EM-Gastgeber schon zwei Zwei-Minutenstrafen und zwei Siebenmeter kassiert. Diese beiden Strafwürfe nutzte Michael Kraus souverän und auch den nächsten. Da er gleich zu Beginn auch schon aus dem Feld getroffen hatte, gingen die ersten vier Treffer für Deutschland auf das Konto des Lemgoers. Der fand sich ebenso in der Anfangsformation wieder wie Sprenger, Müller, Kaufmann, Gensheimer und Späth. Im Tor machte der starke Silvio Heinevetter den Anfang. Linksaußen Torsten Jansen pausierte und war erst gar nicht aus dem Trainingslager am Ammersee mit nach Innsbruck gereist. Die Österreicher boten gleich neun Spieler auf, die in deutschen Vereinen spielen. Gewohnt gekonnt geführt wurde der EM-Gastgeber vom Gummersbacher Viktor Szilagyi.
Das DHB-Team erarbeitete sich im ersten Durchgang Vorteile durch die besser abgestimmte 6:0-Abwehr. Vorne verstand es Linkshänder Holger Glandorf, seine Chancen mit traumwandlerischer Sicherheit zu nutzen. Österreichs Abwehr wusste sich nur mit Aktionen zu behelfen, die mit Siebenmetern oder Zeitstrafen geahndet werden mussten. Kontinuierlich setzte sich das schnellere deutsche Angriffsspiel durch, und zur Halbzeit war beim 17:12 ein Fünf-Tore-Vorsprung herausgeworfen.
Den besseren Start in die zweite Halbzeit erwischte das Team von Dagur Sigurdsson, der ja bekanntlich auch die Füchse Berlin trainiert. Tor um Tor holten die Rot-Weißen auf, waren in der 40. Minute beim 19:20 auf einen Treffer herangekommen und schafften drei Minuten später beim 23:23 den Ausgleich. Während die Gastgeber meist mit ihrer Stammbesetzung agierten, wechselte Heiner Brand auf der anderen Seite munter durch, um all seinen Akteuren Spielanteile zu geben. Allerdings mangelte es dem deutschen Spiel in dieser Phase an der letzten Konsequenz in Abwehr und Angriff. Die Nervenstärke von Michael Kraus vom Punkt und die Treffsicherheit von Holger Glandorf hielten das DHB-Team im Spiel. Im linken Rückraum vermochten weder Lars Kaufmann noch Sven-Sören Christophersen Akzente zu setzen. Auch Haaß bekam das Angriffsspiel nicht in den Griff. Eine Minute vor Schluss parierte Carsten Lichtlein im Tor einen Wurf vom früheren Torschützenkönig der Bundesliga Konrad Wilczynski und Dominik Klein markierte mit seinem einzigen Treffer das Siegtor.
„Kämpferisch mussten wir gegen die hochmotivierten Östrreicher und vor ihrem tollen Publikum schon an die Grenzen gehen. Aber unsere Jungs wollten hier nicht als Verlierer aus der Halle gehen“, sagte DHB-Vize Horst Bredemeier. „Nach nur vier Trainingseinheiten und diesem frühen Zeitpunkt der Vorbereitung gibt es spielerisch sicherlich noch Steigerungsmöglichkeiten.“
Österreich – Deutschland 29:30 (12:17)
Österreich: Bauer (bei 5 Siebenmetern), Marinovic; Fölser (3), Ziura (5), Weber (7/3), Wöss, Abadir, Mayer, Günther, Szilagyi (5), Wilczynski (4), Jochum (1), Friede, Schlinger (4), Wagesreiter, Hojc.
Deutschland: Heinevetter (bis 30.), Lichtlein (ab 31.); Sprenger (3), Schröder (1), Glandorf (7), Müller, Kraus (11/8), Haaß (1), Strobel (n.e), Kaufmann (1), Christophersen, Klein (1), Gensheimer (3), Späth, Theuerkauf, Flohr, Roggisch (2)
SR: Nowotny/Horacek (Tschechien) – Z: 7000 in Innsbruck.- Siebenmeter: 5/3:9:8 (Wilczynski scheitert an Heinevetter – Kraus scheitert an Bauer). – Zeitstrafen: 16:8 Minuten (Fölser, Weber/zweimal, Mayer, Szilagyi, Schlinger, Wagesreiter/zweimal – Roggisch/zweimal, Klein, Kaufmann). – Beste Spieler: Marinovic, Schlinger, Szilagyi – Glandorf, Kraus, Roggisch.
Von: CH, Quelle: www.dhb.de