Warstein – Das Programm für die C-Jugendspieler hat es in sich. Trainingseinheit und Testspiel beim SC Lippstadt, anschließend Grillrunde in Warstein, Übernachtung in der Dreifachturnhalle, Jogging auf dem Schorensportplatz, Frühstück an der Halle, zweistündiges Training inklusive Torhütertraining, Relaxeinheit im Warsteiner Allwetterbad, Mittagessen (Spaghetti-Bolognese), Belastungstestspiel mit drei Halbzeiten in Warstein gegen Björn Kannings HSG Rietberg-Mastholte, Schnitzelbuffet am Lattenberg, Athletik- und Konditionseinheit in der Turnhalle in Oeventrop, erneutes Frühstück, Taktikerklärung zum Spielsystem.
Wer glaubt, diese Punkte würden sich über mehrere Wochen, gar Monate oder eine ganze Saison verteilen, der irrt. Es ist das Programm, das die neue Jugendspielgemeinschaft des VfS Warstein und der SG Ruhrtal im Rahmen eines einzigen Trainingslagers seit Freitagnachmittag abwickelt und am morgigen Sonntag mit einem Testspiel der C-II-Jugend gegen den SSV Meschede (Anwurf 12 Uhr in Oeventrop) beenden wird.
Es ist das Programm, das die Trainer Benedikt Furmaniak, Boban Ristovic und Kai Trompetter entwarfen (und dank des Sponsors Westenergie kostenfrei für alle gestaltet wird), um gut vorbereitet auf bisher Außergewöhnliches zu sein: Die erste Handballsaison in der Regionalliga, ein Novum sowohl für den VfS als auch die SGR.
Damit nicht genug: Neben reichlich Sport gibt´s übers Wochenende auch Organisatorisches zu klären. Während des Trainingslagers werden Mannschaftskapitän und Mannschaftsrat gewählt. Und dann gilt es, Details abzusprechen, wie Benedikt Furmaniak schildert: „Wer kümmert sich um die Eisbox, wer ums Ballharz, wer hat das Tapematerial? Es gibt verschiedene Aufgaben, die vergeben werden müssen. Es ist nicht nur Handballspielen. Es gibt auch Pflichten, die erbracht werden müssen, um einzelne Aufgaben zu erfüllen. Aufgaben, die nicht vom Trainerstab, sondern von der Mannschaft abgebildet werden.“
Es wird klar: Regionalliga ist nicht nur eine sportliche Herausforderung, sie erfordert auch gute Organisation und großen Zeitaufwand.
„Wer es schafft, bis zu vier Mal“, sagt Furmaniak über das „normale“ Programm unter der Woche. Heißt: Trainingseinheiten gibt´s dienstags und donnerstags, Krafteinheiten im Therapie-Zentrum Warstein (TZW), mit dem der VfS in Kooperation steht, werden montags und freitags angeboten. „In Kombination mit dem TZW können dann auch individuelle Defizite ausgeglichen werden“, erklärt Furmaniak.
An den Wochenenden stehen die Meisterschaftsspiele im Mittelpunkt. Die Gegner unter anderem: Bielefeld/Jöllenbeck, Lemgo, Verl, Hagen, Minden, Ahlen, Hamm. Die weiteste Fahrt führt nach Emsdetten. „Das ist nicht Olsberg, da sitzt man auch schon mal zwei Stunden im Bus“, so Furmaniak.
Hilfe vom ehemaligen VfS-Cheftrainer Michael Schorlemer holten sich die C-Jugend-Coaches für eine neue taktische Ausrichtung, die „offensive Deckung“. Diese hatte Schorlemer zu Landesligazeiten bei der 1. Herrenmannschaft des VfS eingeführt.
Furmaniak: „Früher haben wir die sogenannte jugoslawische Deckung gelernt, eine defensive 6-0-Deckung. Mittlerweile muss eine offensive 3-2-1-Variante gespielt werden. Das ist, glaube ich, jetzt ganz gut bei uns geworden.“
Der Kader der JSG Ruhrtal/Warstein umfasst 25 C-Junioren, teils kennen sie sich seit Jahren über gemeinsame Berufungen für die Kreisauswahl. Dazu gibt es einen echten Neuzugang: Clemens Narten, ein talentierter Torwart des SSV Meschede, ausgestattet mit Doppelspielrecht. In Warstein genießt Narten donnerstags spezielles Torwarttraining unter der Leitung von Klaus Maletzki.
Furmaniak ist von der Leistungsstärke der JSG Ruhrtal/Warstein überzeugt: „Wir haben talentierte Spieler, ein sehr gutes Torhütergespann. Wir haben zwei Vereine, die ganz doll dahinter stehen und uns total unterstützen, sowohl von sportlicher Seite als auch finanziell. Wenn wir den Aufwand so betreiben, wollen wir auch Ertrag haben. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir uns im oberen Tabellendrittel wiederfinden. Saisonziel ist, so viele Spiele zu gewinnen wir möglich.“
Auch die C-II-Jugend mit Partien unter anderem gegen Sundern, Arnsberg und Menden werde in der Kreisliga eine gute Rolle spielen.
„Erfolg ist planbar“, sagt Furmaniak, hänge aber auch von anderen Faktoren ab: „Sind die Eltern bereit, den höheren Aufwand zu betreiben? Sind es auch die Kinder? Kriegen wir die Hallenzeiten? Stimmen die ganzen Rahmenbedingungen?“ Greife das alles ineinander, „dann werden wir wieder schöne Rückfahrten mit Musik im Bus erleben…“
Soester Anzeiger, 31.08.2024, Text: Harald Struff, Fotos: Rebecca Struff